... eigentlich sollte das folgende hier schon seit vorgestern zu lesen sein, aber die Seite hat sich schlicht verweigert... Zurecht?
Kill George Lucas with a shovel oder: Der alte Mann und das E.T. oder: Ich bin dein Erdmännchen, Indiana.
19 Jahre sollte Lucas warten, 19 Jahre Drehbuchseiten wälzen, 19 lange, lange Jahre lang - bis er endlich doch noch die luzide Möglichkeit erhalten sollte, auch noch den letzten verbliebenen Mythos des goldenen Hollywood Blockbusterkinos final und unwiderruflich in prosaische Asche zu verwandeln, ja regelrecht zu vaporisieren. Und danach in den Staub und die verbliebenen Trümmer zu urinieren. Das muss ein perfider Masterplan sein, wirklich. Nach einer Idee von George Lucas...
Indiana Jones 4 ist ein Film über debil-grinsende Erdmännchen, torkelnde alte Männer und der Berechenbarkeit des Berechenbaren. Meist bückt sich Harrison Ford um seinen Hut aufzuheben, den er beim motivationslosen Umfallen verloren hatte. Eine krude Mischung aus Buster Keaton und einem in die Jahre gekommenen Pauschaltouristen. Um ihn herum fliegt dann meist digitaler Unfug in die vermutlich analoge Luft. Laut Spielberg ist das wichtigste am Film, schlicht die originäre Story und Plotentwicklung. Indiana Jones 4 könnte diesbezüglich zumindest als Negativ-Expertise fungieren:
Wild und wirr schwankt der Stoff meist zwischen ermüdend und einfach lächerlich. Als was wollte man Jones wohl vermutlich nie zu Gesicht bekommen. Richtig, Vater und Ehemann. Beides wird er in diesem Film werden, allerdings wenigstens nahezu folgenlos. Denn der Film versucht nicht mal mehr einen Sinnzusammenhang zu erzeugen; vielmehr dienen die ermüdenden und oft dialoglastigen Einschübe allenfalls zur Lückenfüllung zwischen belanglosen Actionsegmenten. Jones ist dabei immer der, der im Close-Up von einem in die Jahre gekommenen und schlicht verlebt wirkenden Harrison Ford gegeben und in der Totale vermutlich von diversen kernigen Stuntleuten dargestellt wird. Vielleicht könnte man ja wirklich in den ersten drei Filmen nicht unterscheiden, welches Standphoto aus welchem Film stammen könnte. Jedes einzelne Bild des vierten Teils würde man dafür aber vollkommen problemlos identifizieren können. Der Film mit dem alten Mann und den Erdmännchen....
Die 50er Jahre. Rockmusik und weite Wüste. Area 51. Indiana Jones. Erdmännchen. Atombombentests im Kühlschrank. Erdmännchen. Kristallschädel. Man bringt den Schädel hier hin. Man bringt den Schädel dahin. Dann zurück und vor und drumherum. Degenkämpfe im Dschungel. Freizeitspass mit Schimpansen. Jeeps, von Bäumen sanft gehalten und gewogen und wirklich alles dafür gegeben nur keinen einzigen nostalgischen Effekt zuzulassen. Dieser Film ist digitaler als nur digital. Am Ende sterben natürlich die bösen Geldgierigen, die bösen Erkenntnissuchenden und die bösen Roten. Nur die nun endlich vervollständigte amerikanische Kernfamilie überlebt und es darf endlich geheiratet werden. Es gibt ja bekanntlich nichts großartiges als Hochzeiten im Film. Wissen ja auch die Damen von ´Sex and the City´. Wird jetzt wohl auch nicht mehr der schlechteste Film des Jahres werden können. Irgendwie schade.
Doch, doch. Indiana Jones ist eine Ikone. Auch jetzt noch. Und tatsächlich hat das auch Spielberg verstanden. Und so gehören seine wenigen Aufnahmen von Jones Schattenrissen und die ikonographische Inszenierung Indianas Insignien zu den wenigen gelungenen Motiven des Films. Vielleicht gibt es ja bald mal einen etwa 30 sekündigen Directors-Cut des Streifens. Wäre bestimmt gar nicht mal so übel...
Leider wird wohl auch dieses auf Zelluloid gebannte Desaster nahezu unaufhaltsam wieder einmal die wohl unermesslichen Schatzkammern der inzwischen anscheinend endgültig auf die dunkle Seite der Macht Gewechselten unverhältnismäßig füllen. Das muss wohl der Plan sein, der perfide: ´Ich zerschlage alle eure Träume. Und ihr werdet mich dafür auch noch bezahlen.´
Mit Kristallschädeln und Blutgold.
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