Simpsons Movie, Simpsons Movie - does whatever a Simpsons Movie does ...
Endlich wurde auch von den Autoren erkannt, das man nicht mehr der Herausforderer ist, der sich immer wieder an neue grenzüberschreitende Trickserien anpassen und deren Humorverständnis übernehmen oder nachahmen müsste; nein, inzwischen ist man sein eigenes Universum und sein eigener Gott. Auch wenn dieser erwartungsgemäß bereits tot sein sollte. Man tut das, was man eben so tut. Und man tut es natürlich bemerkenswert. Schon den einführenden und den Film umspannenden ´Physical Comedy Roof Top Standard´ vollführt man voller Würde, einem unwiderstehlichen Gespür fürs Timing und einer fragilen Mischung aus Erwartung, Überraschung und gleichzeitiger Verweigerung. The Simpsons did it ... they did it first... and best ...
Schon in früheren Folgen harmonisierte Homer dabei erstaunlich gut mit einem etwas spezielleren Sidekick, ob nun als Studien- oder Trinkkollege, ob im lebenden oder verzehrfertigen Zustand: einem Hausschwein. Homers Hippie-Schweine-Traumsequenz gehört zu einem der reizendsten Einfälle des gesamten Films, vielleicht sogar der ganzen Serie. Auch stellt Spiderschwein einen eindeutigen ersten Humor-Höhepunkt dar, jeder Satz brennt sich ins Gedächtnis, jede Punchline sitzt, jeder Lacher fällt ... it´s not licking; it´s overflowing; i helped ... maybe we should kiss ... spiderpig, spiderpig, does whatever a spiderpig does ... nimm´ das Shakespeare ...
Ach, wie harmonisch hätte dieser Film doch verlaufen können, hätten sich nicht diverse Donutgötter gegen Homer und seinen neuen besten Schweinefreund verschworen und eine umweltschonende Entsorgung des Schweinedungs schlicht unmöglich gemacht. Nun ist die Umweltkatastrophe leider nicht mehr abzuwenden, Springfield kommt, etwas einfallslos, unter eine Käseglocke und Plan 3 tritt in Kraft. Die Idee Schwarzenegger als Präsident einzusetzen ist natürlich banal; deren Umsetzung aber nicht weniger als großartig. I´m here to lead, not to read ... jeder kann Entscheidungen treffen, wenn er die Fakten kennt; wahre Führer treffen Entscheidungen vollkommen ohne die Fakten zu berücksichtigen ... dabei das Beten aber nicht vergessen/ oh .. my ... god ...
Schon bald herrscht nun in Springfield natürlich der endgültige Ausnahmezustand, letzte Hemmungsbarrieren fallen final und ein aufgeschreckter Mob ist natürlich auch wieder mal schnell und unbürokratisch mit Fackeln und Heugabeln zur Hand, um die düstere ´twisted tail´ Prophezeiung Grandpas letztlich in die Realität zu überführen. In letzter Sekunde können die Simpsons allerdings der uramerikanischten Form der Konfliktbewältigung, dem Lynchmord, entgehen und haben natürlich auch schon einen Notfallplan in der Hinterhand: Alaska.
Über die gesamte Strecke der Flucht kann der Film sogar immer wieder an Tempo und Witzdichte zulegen, Durststrecken gibt es kaum zu beklagen. Dabei wechselt man immer wieder kongenial zwischen reiner Physical Comedy, Situationskomik, Anspielungen, Satire und Ironie, ohne sich zu wiederholen oder im reinen Unsinn zu verlieren. Feine Disney-Anspielungen hier, Umweltkritische Anmerkungen dort, Homer Sottisen allüberall. Und als sich Homer weigert sein Leben und sein Alaska für das inzwischen verhasste Springfield aufs Spiel zu setzen, gibt es sogar eine ganz klassisch-liebeswunde Kinoromanzensequenz zwischen Humor und Marge ... kitschig, daneben und völlig wundervoll ...
Im letzten Drittel verliert der Film nun allerdings doch etwas unerwartet an Drive und Präzision. Mitunter hält man sich fast sklavisch an die etablierte, traditionelle, narrative Hollywood Film Dramaturgie. Eine Bombe muss final entschärft, Springfield gerettet, Marge geküsst und der Film mit einem weiteren Roof Top Gag beendet werden. Alles etwas ideen- und überraschungslos. Man hätte sich da doch ein etwas ungewöhnlicheres, spannenderes, widerhakendes Ende für einen Simpsons Film erhofft; selbst für eine reguläre Simpsons Episode würde dieser Schluß allenfalls überraschungsfreien Durchschnitt darstellen und kann dem restlichen Film somit kaum gerecht werden.
Somit stellt der Film für mich daher insgesamt einen durchaus erfolgreichen, wenn auch nicht in allen Belangen umfassend gelungenen ersten Versuch dar, die Simpsons von den eigenen Serienbeschränkungen zu befreien und auf die große Leinwand zu übertragen, dort eine neue Heimat und Zukunft für Springfield zu finden, sich aber gleichzeitig erstaunlicherweise allzu bereitwillig den Konventionen der klassischen Hollywooderzählstruktur zu unterwerfen.
Aber Maggie hat es ja bereits überaus prägnant, und doch von so vielen leider nahezu ungehört, abschließend angedeutet: Sequel?
Anmerkung: Meine Bewertung bezieht sich hauptsächlich auf die Originalfassung des Films, auch wenn mir die Wendung ´Spiderschwein´ durchaus dem originalen ´Spiderpig´ überlegen scheint. Die deutsche Bearbeitung zeichnet sich für mich ansonsten hauptsächlich durch einen wild und wirr und wund untertitelten Übersetzungswahnsinn, eine mitunter verfälschende und ungenaue Synchronisation und einer schlichten Marge Verstümmlung durch Frau Engelke aus. Diese Fassung würde von mir somit allenfalls eine 60% Bewertung erhalten können... wer die Möglichkeit hat, sich den Film im Original anzusehen, der sollte sich selbst eine Freude machen und dies auch unbedingt tun ...
|