Quote:interessant, trotz der lobenden worte für killing them softly (muss auch noch von mir gesehen werden) und der vielen kritikpunkte beim hobbit bewertest du letzteren dennoch etwas besser?

ich hab mich ja nun an den technischen aspekten des films nicht ganz so sehr gestört und davon ablenken lassen, aber mit der wechselhaften qualität der cgi-effekte hast du schon recht. bisher macht peter jackson denke ich einen ganz guten job, die eigentlichen erzählstränge des hobbit mit der übergeordneten handlung des mittelerde-epos und der HdR-trilogie zu verknüpfen. das führt natürlich dazu, dass handlungsstränge aufgenommen werden, die so im buch 'der hobbit' überhaupt oder fast gar nicht vorkommen und nur aus begleitenden schriften entliehen sind, u.a. dem silmarillion und anderen: der nekromantenpart ist so ein thema, im hobbit-buch wird das nebulös mit ganzen 1-2 sätzen angedeutet; sonst erfährt man dazu rein gar nichts. man merkt auch, dass jackson diesmal eine fantasy-romanvorlage hat, die sich in stil und handlung primär an kinder richtet - erst HdR war als fantasy für ein erwachsenes publikum geschrieben worden. dieses episodenhafte, wenig zielgerichtete treiben der protagonisten, die sich mehr von zufall zu zufall hangeln und eigentlich nur ein großes übergeordnetes ziel kennen, findet sich so auch im buch wieder....
Naja, man könnte über Killing... schon auch noch genug Kritisches zusammentragen; Gandolfinis Subplot bleibt in der Luft hängen, es gibt gerade zu Beginn doch einige Längen (man hätte sich nach meinem Geschmack direkt auf Pitts Charakter konzentrieren sollen; eigentlich ist er die Hauptfigur, kommt aber erst nach ca. 30 Minuten so richtig zum Zug) und viele Dialoge sind mau und fast schon obszön ausgefallen. Der Film schlägt aber insgesamt eine ähnliche Richtung wie Drive an, ohne natürlich dessen grandiose Inszenierung und Stilgefühl tatsächlich jemals erreichen zu können. Vielleicht abgesehen von der letzten Szenenfolge...

Und ja, du hast ganz recht mit den Schwierigkeiten, denen sich Jackson aufgrund der Buchvorlage stellen muss. Aber aus meiner Sicht hätte es diesbezüglich zwei konträre Lösungsmöglichkeiten gegeben. Man hätte sich zum einen tatsächlich schlicht auf den Roman an sich beschränken können. Die bessere Lösung wäre für mich aber gewesen, man hätte sich noch weiter vom Roman entfernt, als man es denn tatsächlich bislang zu wagen wagte. Die stärksten Momente hat der Film für mich zumeist dann, wenn er als Bindeglied zu LOTR fungiert und man tatsächlich hoffen kann, später einmal beide Trilogien hintereinander als relativ geschlossenes Werk rezipieren zu können. Ich hätte mir aber noch stärkere Bindeglieder gewünscht; als der Ring nun wieder zum ersten Mal von Bilbo verwendet wird, hätte ich mir schon irgendein Zeichen aus Mordor ersehnt. Ausserdem hoffe ich, dass man in den nächsten beiden Teilen noch mehr von Saruman sehen wird und was ihn in die Komplizenschaft Mordors gezogen hat. Jackson versucht ja auch immer wieder zumindest nachträglich eine höhere Legitimation der Smaugmission zu begründen, indem er anklingen lässt, dass Mordor von Smaug Besitz ergreifen könnte und dadurch nahezu unbezwingbar erscheinen würde. Die Begründung gibt es ja nach meiner Erinnerung nicht im Hobbit zu finden, oder ?
Es gibt ja tatsächlich einige hübsche Momente im neuen Film; gleichzeitig hab´ ich gegenwärtig aber auch kaum das brennende Verlangen unbedingt nochmals die erste Stunde sehen zu müssen. Und es fehlen mir auch die wirklich memorablen Einzelszenen. Damals beim ersten Film gab es da noch eine ganze Reihe von. Die Endsequenz mit den Uruk Hais ist zum Beispiel wohl eine der am besten umgesetzten Schlachtsequenzen überhaupt. Da werden auch all diese CGI-Schlachtengemälde der späteren Filme niemals heranreichen. Und das hatte eben auch nicht zuletzt damit zu tun, dass der Antagonist entsprechend großartig umgesetzt wurde und man auf Special Effects setzte und nicht einzig auf visuelle Effekte. Visuell, maskenbildnerisch und darstellungsspezifisch. Der Pale Orc ist ja an sich eine recht gelungene Idee; aber die Umsetzung für mich leider dann doch eher minder gelungen. Und Smaug sieht bislang einfach bescheiden aus. Für mich funktioniert CGI allenfalls dort überzeugend, wo man wie bei Gollum eine Figur hat, die zum einen zumeist innerhalb einer realen Umgebung eingefügt wird, und die eben auch auf der Performance eines realen Schauspielers beruht. Jurassic Park zeigt das eben auch ganz ausgezeichnet; die animatronische Steuerung macht alles eben gleich viel realer, wenn auch nicht unbedingt im Sinne des Photorealismus. Eine Erbsünde, dass man diesen Weg der Verknüpfung tradierter Techniken mit CGI nicht weiter beschreitet, sondern nur noch auf CGI zu setzen scheint.
Ach ja, was für mich auch gar nicht geht, ist dieser Golfspiel-Oneliner! Ich weiss, ich weiss - er steht so auch im Buch. Aber er unterminiert das ganze Unterfangen. Solche postmodernen Anspielungen sollte es im LOTR Kontext nach meinem Geschmack nicht geben...