Sonntag: Am letzten Festivaltag fängt man dann doch irgendwann an, die viele Bewegung und den wenigen Schlaf in den Knochen zu spüren. Nach dem morgend- bis mittaglichen Beisammensitzen, habe ich es mir dennoch nicht nehmen lassen, zu Panteón Rococó nochmal ganz vorne vor der Bühne, zu ihrer mexikanischen, sehr bläserlastungen und unheimlich schnellen Ska Variante, wie jeder dort, alle Körperteile von mir zu schmeißen und die Hüfte kreisen zu lassen. Auch diese Kombo nach 2006 zum zweiten Mal auf dem Hurricane erlebt und immer wieder gerne. Amüsant war der Warnhinweis auf ein schweres Unwetter, der während des Auftritts auf den Leinwänden zu sehen war. In Hinblick auf den Quasi-Weltuntergang am letzten Festivaltag vor zwei Jahren und den darauf folgenden Beschuldigungen nach unzureichender rechtzeitiger Warnung, musste ich an dieser Stelle etwas schmunzeln und habe das nicht so richtig ernst genommen. Mit den Donots war die nächste Band eine, mit der man sich in jüngeren Jahren so oft auseinander gesetzt hat, ohne die Möglichkeit, sie mal live zu sehen. Das wollte ich unter allen Umständen ändern. Noaja und was soll ich sagen, angenehmer Rock mit englischen Texten, zwar relativ austauschbar ab sympathisch. Die beiden Lieder, von den wenigen, die ich kannte und unbedingt hören wollte, 'Whatever Happened To The 80s' und das Twisted Sister Cover von 'We're Not Gonna Take It' wurden gespielt und ich war zufrieden. Auch wenn es während des Auftritts tatsächlich angefangen hat, zu regnen und zu Gewittern, von einem Unwetter war das weit entfernt.
Nach den Donots schnell zur großen Bühne, um noch eine halbe Stunde von Tocotronic anzuschauen, was für mich zwar kein Muss war, aber wenn die Bühne schon auf dem Weg zum Zeltplatz steht, kann mans ja mal mitnehmen. Kaum dort angekommen, haben sie gerade aus Angst, ihre Instrumente könnten nass werden und weil einer der Bandmitglieder wohl schon einen Schlag bekommen hat die Show für einige Minuten ausgesetzt. Puhja, das ist dann wohl Rock'n'Roll... Da nicht sonderlich viel los war, bin ich auch hier ganz nach vorn geschlendert, als es tatsächlich irgendwann wieder weiterging sah ich eine Show.. naja, also wenn man die Songs kennt und dieser dann doch recht tranige Stil gefällt, war sie sicherlich ansprechend. Ich kann der Band nicht viel abgewinnen, live schon gar nicht, wohl ein ähnliches Phänomen wie Kettcar.
Anschließend ging es zurück zum Zelt, die nasse Kleidung gewechselt und auf die Gefahr hin, dass tatsächlich noch ein Unwetter hereinbricht haben wir kurzerhand beschlossen, doch bereits Sonntag nacht zu fahren und einen Großteil der Sachen schonmal zum Auto zu bringen.
Nachdem das erledigt war, ging bei mir auch nicht mehr viel: Völlig kaputt, total müde, Fuß hat mächtig geschmerzt (wir erinnern uns: Prellung aufm Ring) und dazu noch schön erkältet. Trotzdem noch die Tetra Paks gefüllt und auf zum Rest von Sigur Ros. Mein Plan war, dort einen Hurricanepullover zu erwerben, der mich die kommende Dunkelheit über wärmen sollte. Leider gab es dort weder Pullover, noch T-Shirts in meiner Größe, so hab ich zumindest Geld gespart und gehofft, dass es nicht mehr allzu kalt wird. Sigur Ros habe ich nicht wirklich bewusst miterlebt, die waren eh schon fast vorbei und ich auf der Suche nach nem Merchandise Stand. Nach Ende des erfolglosen Unterfangend haben wir uns ganz nach hinten auf einen Hügel gesetzt und Radiohead erwartet. Ich glaube, ich habe noch nie auf einem Festival auf dem Gelände so viel Wasser gekauft, das hat schon recht bezeichnend von meiner körperlichen Verfassung gezeugt, denn auch die mitgebrachte Mischung blieb weitestgehend unangetastet, als Radiohead begann. Von unserer Position aus, konnte man den msuikalischen Teil nur sehr mäßig genießen, da die richtige Abmischung kaum rüberkam, viele Tiefen, wenige Höhen, zusätzlich war direkt hinter uns noch das Partyzelt aus dem Rockmusik dröhnte. Ab und zu bin ich dann fast eingepennt. Die Bühnenshow war eine hochinteressante psychedelische Licht- und Farborgie, die von dem wunderschönen Farben und allermöglichen Wolkenformationen, die wohl Vorboten des nahendes (tatsächlichen) Unwetters waren, unterstrichen wurden. Und um den Himmel, nebst Bühne genau betrachten zu können, hatten wir dann doch die perfekte Sitzposition. Leider wurde es mit einem Mal immer kälter. Eine riesengroße Unwetterzelle, ist direkt an uns vorbeigezogen und während der Himmel auf der einen Seite aus pechschwarzer Nacht mit einer kilometerhohen schneeweißen Wolke, aus der Regelmäßig Blitze zuckten, bestand, herrschte auf der anderen ein angenehmer und ruhiger Hellblauorangeton mit den abgefahrensten Samtwölcken, es sah eher wie ein Dunst, als wie Wolken aus. Ganz großes Kino der Atmsophäre und kein Tropfen Regen ist gefallen, wenngleich ich später erfahren habe, dass 20km weiter die Keller unter Wasser standen. Später haben wir uns noch dichter rangesetzt, um wenigstens etwas mehr von der Musik zu hören, doch auch in der Mitte des Festivalgeländes stand ein Zelt aus dem es permanent donnerte. Unverständlich vom Veranstalter, das bei einer solchen Band zuzulassen. Schließlich möchte nicht jeder ganz vorne stehen und trotzdem noch etwas vom Bandgeschehen mitnehmen. Trotzdem war es ein sehr schöner Auftritt.
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