Ich weiß nicht, ob es euch so geht wie mir, aber ich habe das Gefühl, in letzter Zeit steht in jeder Musikzeitschrift, die ich aufschlage, ein Artikel über Nick Drake. Letztens wurde sogar in Aspekte über das jährliche Nick-Drake-Treffen in seinem Heimatort in England berichtet. Und alle tun so, als müsste man Nick Drake kennen.
Ich weiß nicht, ob ich da vielleicht eine Bildungslücke hatte, aber ich kannte Nick Drake bisher nicht. Da aber alle gesagt haben, er mache so schöne Musik und diese sei so traurig, hab ich mir gedacht, ich kauf mir mal ne CD.
„Five Leaves Left“ hieß die Scheibe, die ich mir ausgesucht habe. Und ich muss sagen, vom Hocker gehauen hat mich das, was ich da gehört habe, nicht. Gut, die Platte ist, glaube ich, noch aus einer frühen Phase, in der seine Texte noch nicht so depressiv waren. Ich jedenfalls finde so manchen Eels-Song herzzerreißender als das, was Nick Drake so auf Five Leaves Left von sich gibt. Und das soll jetzt das große Genie sein? Gut, er sprüht nicht unbedingt vor Lebensfreude. Vielleicht hab ich auch nicht richtig zugehört. Aber er erzählt so seine Geschichten von unerwiderter Liebe und den Schwierigkeiten mit dem Ruhm, und das hört sich alles so an, als hätte man das schon mal woanders gehört. Gut, die Scheibe ist von 1970, vielleicht haben die anderen bei ihm geklaut, und ich habe ihre Lieder zuerst gehört. Aber da kann ich jetzt auch nix mehr dran ändern.
Musikalisch erinnert er mich an Cat Stevens und Simon und Garfunkel. Wer’s mag, wenn die Gitarre mit Steichern zugekleistert wird und auch nichts gegen eine gelegentliche Klavierbegleitung hat, ist bei Nick Drake gut aufgehoben.
Mir ist das alles zu ... zu ... ach, ich weiß auch nicht. Zu belanglos vielleicht. Wahrscheinlich bin ich wieder zu negativ.
Was denkt ihr über Nick Drake?
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